Gestern hat im Kreativraum Farbenreich der erste Themenabend Art Journaling stattgefunden. Weihnachtliches und winterliches Kreativmaterial stand für die Teilnehmerinnen bereit: Papiere, Textilbänder, Washi-Tapes, Schneeflocken aus Holz, Herbstblätter aus Filz, goldene und silberne Acrylfarbe, Schlagmetallflocken in Gold, Silber und Messing, Blattgold und vieles mehr. Nach ein paar einführenden Erklärungen haben sich meine Teilnehmerinnen mutig an Farbe und Papier gewagt.
Art Journaling im Kreativraum Farbenreich bedeutet, sich nach einer kleinen themengebenden Imagination in einen kreativen Flow zu begeben, inneren Impulsen zu folgen. Zu welcher Farbe zieht es mich hin? Welches Bildelement berührt mich? Welches Wort oder welcher Satz in einer Zeitschrift passt zu mir? Welches Strukturpapier ist mir besonders angenehm? Einfach mal sammeln, was mir gefällt und mich anspricht und diese Elemente dann zu einer Collage zusammenfügen und mit weiteren Papierstücken, Farben, Texten und Zeichnungen ergänzen. So entsteht eine eigene kleine Welt.
Auf dem Weg dahin begeben wir uns in einen kreativen Flow! Unser Denken ist für kurze Zeit "abgeschaltet". Wir machen eine mentale Pause, denn wir sind im kreativen Tun für einen kleinen Zeitraum nur mit Auswählen, Entscheiden, Zusammenbringen, Aufkleben, Bemalen und Erweitern beschäftigt. In diesem Prozess können wir für einen Moment die kognitiven und bewertenden Prozesse, die permanent in uns ablaufen, hinter uns lassen und in die Welt des Erlebens, der Phantasie und der Inspiration eintauchen. Die entstehenden Bilder erhalten durch unsere eigene Interpretation eine Bedeutung. Unser Innerstes drückt sich aus und wird für uns sichtbar. So sind wertvolle Einsichten möglich.
"Spontane Bilder enthalten eine Fülle an wertvollem Material: Hoffnungen und Ängste, verschiedene Aspekt unserer Persönlichkeit, Erfahrungen und Wünsche, die wir zum Teil unterdrückt haben, Bilder können die geheimnisvolle und suggestive Kraft von Träumen haben. Wir bringen sie ans Licht, geben ihnen Farben und Formen und wissen zunächst kaum, was diese Bilder uns sagen wollen. Darum ist unsere spontane Reaktion oft das Staunen und der Respekt vor unseren eigenen künstlerischen Produktionen. Sie haben die Aura des Unbekannten, auf das wir neugierig und erwartungsvoll reagieren.
Während unsere Worte immer in der Gefahr sind, wie ein Windhauch zu verwehen und vergessen zu werden, bleibt das gemalte Bild präsent, sichtbar und stabil. Es klärt uns auf und inspiriert uns, wenn wir bereit sind, uns zu öffnen. Ohne es zu beabsichtigen, zeigen wir in unseren künstlerischen Bildern etwas Wichtiges und Wertvolles von uns selbst und in den glücklichen Augenblicken der Einsicht genießen wir unser Aha-Erlebnis und verstehen uns und die Welt auf eine neue Weise." (Klaus W. Vopel: Kunsttherapie für Jugendliche, iskopress, 2013, 9)
Im Kurs wird es meistens erst einmal ruhig. Alle Teilnehmerinnen sind beschäftig, in ihr Tun versunken. Wenn sie wieder auftauchen, sind sie fröhlich und ausgelassen, stolz auf ihr Bild, das sie geschaffen haben und mit dem sie in eine tiefe Verbindung gegangen sind: herrliche kleine Kunstwerke!
Wenn auch du die Arbeit mit einem kreativen Tagebuch kennenlernen möchtest, dann schau' dir gerne mein Angebot zum Art Journaling an! Und vielleicht sehen wir uns dann irgendwann in einem meiner Kurse! ;-)